Padrone wieder daheim

INMAGAZIN MÜNCHEN
PADRONE WIEDER DAHEIM

Schwabing war vor allem in den Neunzigern bekannt für seine Italiener, nun ist einer nach einem Abstecher in der Au wieder zurückgekehr: Il Gattopardo. Für Gerardo Addesso, den Wirt, war das schon immer klar dass es wieder nach Schwabing will. Hier residierte er schon vor Jahren einmal unter dem Namen des Visconti-Klassikers, Wohnzimmer für die Lässigen und mehr oder weniger Wohlhabenden, trotzdem mit dem Charme des Italieners um die Ecke. Mit dem Aquapazza stellte ein zweites Stanbein auf, doch das Lokal ist groß und für denn kommunikativen Padrone ist der Kontakt zu seinen Gästen essentiell. Im neuen Il Gattopardo kann man von der offenen Küche aus die circa 30 Plätze im vorderen Bereich praktisch im Alleingang unterhalten, dazu kommt noch ein kleines Nebenzimmer. Die Speisekarte ist recht übersichtlich gestaltet, sechs bis acht Vorspeisen, ebenso viele Pastagerichte, je vier mal Fleisch oder Fisch, danach bisschen dolce, basta. Beim ersten Besuch, der Wirt war nicht da, ging es eher chaotisch zu in dem ohnehin recht lebhaften Laden, der einen lustigen Querschnitt durch eine sogenannte “bessere” Schwabinger Gesellschaft vermittelt, die feiert, als wäre Dietls “Rossini” gestern im Kino angelaufen. Wer in trauter Zweisamkeit einen ruhigen Abend beim Italiener genießen möchte, ist im vorderen Bereich falsch. Jedenfalls war man in geselliger Runde. Das nächste Mal dann ein Besuch zu zweit, diesmal im Nebenzimmer. Das Vitello Tonnato kam als üppige Portion an den Tisch, reichte als Vorspeise für zwei normale Esser aus – und schmeckte ganz ausgezeichnet. Dasselbe galt auch für die Ravioli mit einer Kalbsfleisch-Farce gefüllt, in Salbeibutter geschwenkt und mit Kirschtomaten garniert. Auch hier wird man nur mit Müh und Not den knappen Dutzend Nudeltaschen her, möchte man bis zum Secondi vorstoßen, reicht die halbe Portion locker aus. Es gibt frische Steinpilze und Pfifferlinge, steht nicht auf der Karte, “kann man mit Pasta haben oder mit frischem Fisch”, meint der den Service Alleingang stemmende Kellner. Die Entscheidung fällt zugunsten breiter Bandnudeln, wunderbar abgeschmeckt mit Weißwein und frischen Kräutern rechtfertig aich hier die üppige Portion den Preis von 13 Euro. Zeit einen kurzen Blick auf den Nebentisch zu werfen: Dort werden von glücklichen Menschen, der Unterhaltung mit dem Kellner folgend nach Stammgäste, Tagliatelle mit üppigen Hummerhälften für 18 Euro verspeist. Die Fleischgerichte konzentrieren sich auf das Wesentliche, dazu die übliche, eher überschaubare Anordnung an diversem Gemüse (um 22 Euro). Das nächste Mal wird zur Sommerzeit die Fischkarte ausprobiert, dazu passt sicher wieder der schön trinkbare Lugana von Otella für 24 Euro von einer ausnahmsweise nicht überteuerten Weinkarte, wie Sie praktisch zur Standardausrüstung der Münchner Italiener gehört. Wichtig ist, dass die Qualität der Speisen das Niveau vom letzten Besuch hält, Schwankungen in Küche und Service sind für jedes Lokal schwierig, auch für ein Stammlokal der Schwabinger, die gerne feiern wie im Film “Rossini”.
RAINER GERMANN

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